A Coruña: Deutschland weiter auf Rang zwei; Richard Vogel übernimmt die Führung
Besser hätte der zweite Tag der Europameisterschaft im spanischen A Coruña aus deutscher Sicht wohl kaum laufen können. Neben vier blitzsauberen Runden für die Teamwertung, übernahm Richard Vogel über Nacht kurzerhand die Führung in der Einzelwertung.
Eine Klasse für sich
Zufrieden lächelt Bundestrainer Otto Becker, als der Schlussreiter Richard Vogel aus dem Parcours reitet. Nicht nur, dass Richard Vogel von Platz zwei auf den Goldrang vorgerückt war, er lieferte auch die vierte fehlerfreie Runde für die Teamwertung. Bis zum gestrigen Springen war es der Ire Denis Lynch, der die Einzelwertung anführte. Doch sein Pferd Legacy fühlte sich nicht ganz fit an, sodass er seinen Start zurückgezogen hatte und damit freie Bahn für Vogel lieferte. Mit seinem United Touch S spielte er einmal mehr die Stärken des Westfalen Hengstes aus, um mit einer langsamen aber fehlerfreien Runde keine weiteren Strafpunkte auf seinem Konto zu verbuchen. „Auch wenn der Kurs morgen (Freitag) bestimmt nochmal schwerer wird, war er heute nicht leicht. Ich habe versucht United Touch heute mehr bei mir zu behalten, um alle Aufgaben und den langen Parcours konzentriert anzugehen.“, erläutert Vogel direkt nach dem gestrigen Springen. Bevor es jedoch in die endgültige Entscheidung der Einzelmedaillen geht, wird heute zunächst die Entscheidung der Teammedaillen fallen. Kaum ein Team lieferte gestern über 1,60 m vier fehlerfreie Runden, was natürlich Mut macht, sich heute vielleicht sogar noch einen Rang nach vorn zu verbessern. Doch noch einmal zurück zum gestrigen Springen:
Den Auftakt für das deutsche Team machte Marcus Ehning mit dem Casalito-Nachkommen Coolio. Seine Vorstellung mit dem von Martina Wirtz gezogenen schwarzen Wallach glich einer Musterlektion – flüssig, souverän und fehlerfrei meisterte das Paar alle 14 Hindernisse. Im Anschluss zeigte sich Ehning äußerst zufrieden, mit sich und seinem Pferd. Als nächstes ging Sophie Hinners mit ihrem Iron Dames My Prins, einem belgischen Nachkommen des Zilverstar T, an den Start. Mit großer Konzentration pilotierte sie ihren Hengst fehlerfrei durch den Kurs. Auch sie nahm im Vergleich zum ersten Tag etwas das Risiko raus, was für den weiteren Verlauf des Turniers eine feine Strategie ist.
Christian Kukuk war der dritte deutsche Reiter in der Prüfung und sorgte mit seiner elfjährigen Just be Gentle zunächst für Nervenkitzel auf den Rängen. Letztlich blieb jedoch auch er ohne Abwurf und lieferte eine weitere fehlerfreie Runde ab, die ihm in der Einzelwertung einen deutlichen Sprung nach vorne ermöglichte. Trotz dieses Ergebnisses war Kukuk selbstkritisch: „Das war wirklich peinlich. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt so eine schlechte Runde geritten bin. Ich bin fast sprachlos, ich hatte beinahe einen Blackout. Es ist ein Wunder, dass die Stute noch fehlerfrei durch den Parcours gesprungen ist. Klar ist die Null-Runde gut für das Team. Aber ich hoffe wirklich, Just be Gentle hat jetzt nicht das Vertrauen in mich verloren und ich kann es morgen wieder besser machen.“, das äußerte Kukuk nach dem Springen gegenüber springreiter.de.
Eine knappe Kiste
Bei Einzelreiter Hans-Dieter Dreher war das Glück nicht ganz auf seiner Seite. Ein leichter Hinterhand Fehler in der Mitte des Parcours verhinderte einen Einzug in das Einzelfinale. Doch auch er zeigte sich bei seinem ersten größeren Championat von einer guten Seite, die feinen Sport brachte. Die 50 besten Paare wären weitergekommen, am Ende war es genau der 51. Rang, den Hans-Dieter Dreher belegte. Ärgerlich!
Ärgerlich war es auch für Alessandra Reich. Die international für Österreich startende junge Amazone präsentierte sich bei ihrer zweiten EM wieder einmal in stilistischer Perfektion. Doch ein Fehler am ersten Tag, sollte sie und ihren elfjährigen Belgier Oeli R etwas aus dem Konzept bringen. Im gestrigen Springen verzichtete sie dann nach einigen Sprüngen und einem Missverständnis an der Dreifachen Kombination, die vielen zum Verhängnis wurde, auf die Beendigung des Parcours. „Ich hatte schon auf dem Abreiteplatz nicht so ein gutes Gefühl. Ich musste ihn sehr viel unterstützen. Ich hatte im Parcours das Gefühl er wird eher kleiner als größer - das ist in so einem Parcours tödlich.“ Mit ihrem österreichischen Team, zu dem auch der in Bayern beheimatete Max Kühner zählt, verpasst nur knapp das Teamfinale. Für Kühner und seinen EIC Cooley Jump the Q jedoch, geht es in der Einzelwertung heute weiter.
Um 16:15 Uhr wird der Spanier Armando Trapote den Auftakt machen in der Entscheidung, welches Team sich die Goldmedaille sichert.