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von Roland Kern am Montag, 24.03.2025 um 21:46

Uwe Carstensen hat den Kampf verloren

Uwe Carstensen mit seinem Sohn Niels, das Foto entstand im August 2024

Er hatte Hoffnung bis zuletzt. Zumindest tat er so, als hätte er welche. Uwe Carstensen hat sich lange nicht anmerken lassen, dass sein Kampf gegen den grausamen Krebs für ihn die Hölle war. Er hat lange sich und anderen Mut gegeben. Jetzt hat er ihn verloren. Der Profi-Springreiter ist am Montagmorgen im Alter von nur 56 Jahren gestorben. Seine Freundin Leni und sein Sohn Niels waren bis zum Schluss bei ihm. Die baden-württembergische Reiterwelt hat einen herzlichen Menschen und einen besonderen Ausbilder von Reitern und Pferden verloren.

Es war lustig, ihm zuzuhören. Denn nach 30 Jahren im Ländle mischten sich zuletzt immer mehr schwäbische Begriffe in seinen holsteinischen Slang. Das war ein Mischmasch zwischen Nord- und Bodensee. Aber das zeichnete auch seinem Lebensweg nach, reiterlich wie privat, denn das war nie zu trennen. Uwe Carstensen wuchs in Schleswig-Holstein als Sohn eines Pferdezüchters auf; die Carstensens sind dort eine weit verzweigte Familie. Eine Dynastie.

Vielleicht wollte er seinerzeit auch deshalb raus aus dem Land zwischen den Meeren, in den Süden, nach Baden-Württemberg, wo er ganz von vorne anfangen konnte. Als junger Bereiter ließ er sich von einem Ulmer Stallbesitzer und Möbelhändler einstellen, anfangs ritt er Dressur und Springen gleichermaßen erfolgreich. Und bis zum Ende seiner Karriere waren durchlässige und korrekt gerittene Pferde sein Markenzeichen; einige wuchsen genau deshalb über sich hinaus: weil sie nach Plan und System ausgebildet und trainiert worden sind. Unschöne Bilder hat man bei Uwe Carstensen nie gesehen. Stil und Harmonie waren ihm immer wichtiger als die beste Zeit.

Im Raum Ulm wurden damals die Mäzenin Heidi Wiedemann und Pferdewirtschaftsmeister Detlev Pelz aus Giengen an der Brenz auf den blonden jungen Holsteiner aufmerksam und holten ihn an ihren Stall, der seinerzeit zu den führenden im Land gehörte. Dort gehörte Uwe Carstensen sieben Jahre lang zum Team. Detlev Pelz und Uwe Carstensen waren bis zum Schluss befreundet. „Ich habe vorher und hinterher nie mehr mit einem so fleißigen Menschen zusammengearbeitet“, sagt Detlev Pelz heute.

1997 wollte Uwe Carstensen noch einmal den Duft der großen weiten Welt schnuppern und wechselte für zwei Jahre an den Stall des Holländers Jan Tops, der begann, mit Pferden Millionen zu verdienen. Der Badener Thomas Kohler wurde gerade zu seinem Chefeinkäufer. Er riet ihm zu dem Wechsel. Aber die große weite Welt der Millionäre war nicht die Welt des Uwe Carstensen. Schon zwei Jahre später kehrte er zurück nach Baden-Württemberg, das mittlerweile seine zweite Heimat geworden war. Er heuerte beim Gestüt Langenau der Familie Kunze an, schloss zur Landesspitze auf. Er gehörte dazu bis zum Ausbruch seiner Krankheit im Herbst 2023, gewann zahlreiche Große Preise, gehörte zu den Finalisten des BW-Bank-Cups, holte das Goldene Reitabzeichen.

Und doch war die Selbstständigkeit immer sein Traum; er verwirklichte ihn im Jahr 2008 auf einer eher bescheidenen Anlage in Behlheim im Kreis Günzburg in Bayern; aber er ist immer für Baden-Württemberg gestartet. In den vergangenen 15 Jahren trainierte er Pferde und Reiter in seiner ruhigen und gewissenhaften Art, führte seinen Sohn Niels zeitweise in Spitze seiner Altersklasse, respektierte aber genauso dessen Wunsch, einen anderen Beruf zu ergreifen. Uwe Carstensen war ein toleranter und ein nachdenkender, ein feiner Mensch. Gespräche mit ihm waren bereichernd. Einer, der seine Schüler und seine Pferde höchstens formen wollte, nicht verbiegen. Im Sattel brachte er Pferde zum Strahlen, sie bewegten sich geradezu lustvoll, wenn er sie im Parcours präsentierte. Er hat sich viele Gedanken darüber gemacht, wie Pferde fühlen. Deswegen war er auch Spezialist für Springpferdeprüfungen und Championate.

Die Nachricht von seiner Krebserkrankung im Herbst 2023 war ein Schock fürs Land. In seinem Kopf wuchs ein Tumor bis zur Tennisballgröße. Nach der ersten Operation kämpfte er sich zurück in den Sattel. Das Reiten war nicht das Problem, das lag ja im Blut. Aber er konnte sich die Reihenfolge der Hindernisse nicht mehr merken. Der Krebs marterte sein Gehirn. Man sah ihn langsam schwinden, erst im Rollstuhl, dann mit Kopfschutz. Er hat so lange Turniere besucht, wie es ging. Denn die Pferde waren sein Leben.

Roland Kern (Redaktion)

Der Ruhepol der Redaktion, der im Notfall immer noch eine Lösung parat hat. Die Stimme (The Voice) von Reiterjournal-TV, hat selbst Pferde bis zur Klasse S ausgebildet und kennt keinen Feierabend.

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