von Mona-Sophie Bimmel am Donnerstag, 18.04.2024 um 09:35

Riad: Hans-Dieter Dreher steigt mit Podestplatz ins FEI World Cup™ Final ein

In dieser Woche ist es endlich soweit. Das FEI World Cup™ Final findet in Riad statt und aus baden-württembergischer Sicht startete dies mit einem echten Paukenschlag. Der einzige Vertreter aus dem Ländle, Hans-Dieter Dreher und sein gewaltig springender Schimmelwallach Elysium, schnappten sich im ersten Springen einen bärenstarken dritten Platz.

Der von Frank Rothenberger gebaute Parcours hatte es in sich. 16 Hindernisse, mehrere Kombinationen, viele gebogene Linien und zu guter Letzt waren engste Wendungen gefordert, um im Zeitspringen über 1,60 Meter vorne mitmischen zu können. Kein Problem für Hans-Dieter Dreher, dem schnelles Reiten einfach liegt. Total fokussiert und in vollster Leichtigkeit beendeten Hansi Dreher und sein zwölfjähriger Wallach den Parcours in einer Zeit von 68,49 Sekunden. „Das war eine super Runde, für Hansi freut es mich ganz besonders – er hat mit der Platzierung unter den Top drei sogar seinem Pferdepfleger Stefan ein Geburtstags-Geschenk gemacht“, fasste Bundestrainer Otto Becker zusammen. Auch Hansi Dreher selbst zeigte sich sichtlich zufrieden: „Elysium ist nicht der Schnellste, aber er hat einen sehr großen Galopp. Morgen wollen wir so weiter machen“. Am Ende reihten sich die beiden auf Platz drei ein und wurden bestes deutsches Paar. Auch Christian Ahlmann lieferte eine starke und vor allem schnelle Runde. Der 49-Jährige pilotierte seinen sehr vorsichtig springenden Wallach Mandato van de Neerheide fehlerfrei durch den Parcours, wobei die Uhr bei 70,91 Sekunden stoppte. Das reichte für Platz sieben. Marcus Ehning und der in Baden-Württemberg gut bekannte Coolio hatten etwas Pech. An Sprung fünf berührte der Casalito-Sohn leicht die Stange. Damit kassierten die beiden einen Abwurf, wodurch drei Strafsekunden auf das Konto der beiden kam. Mit Platz 19 befinden sich auch diese beiden in einer noch ordentlichen Ausgangsposition. „Wir können sehr zufrieden sein mit unseren drei Paaren“, resümierte Otto Becker.

An der Spitze sah man keine Überraschung. Vielmehr machte der „King“ höchstpersönlich zum Auftakt des FEI World Cup™ Finals eine gehörige Ansage. Die Rede ist von Henrik von Eckermann und seinem King Edward. Seit 21 Monaten an der Spitze der Welt, amtierender Weltmeister und Titelverteidiger im Weltcup – ganz klar, die beiden wollen sich auf diesen Erfolgen nicht ausruhen, sondern natürlich ihren Titel verteidigen. Fast schon wie von einem anderen Stern flog das in höchster Perfektion aufeinander abgestimmte Paar in fehlerfreien 66,28 Sekunden durch den Parcours und schnappte sich den Sieg. Damit schob sich der Schwede vor seinen Landsmann Peder Fredricson mit Catch me Not (67,40 Sekunden).

Charlotte Fry siegt in der Dressur

Bei den Dressurreitern setzte sich die Weltmeisterin Charlotte Fry im Grand Prix mit ihrem Everdale durch. Der 15-jährige Hengst hat kein einfaches Gebäude, das ist mittlerweile wohl jedem bekannt. Auch heute kam die häufig enge Halsung immer wieder zum Vorschein. Demgegenüber punkteten die beiden besonders mit weit kreuzenden Trabtraversalen, sicheren Einer- und Zweierwechseln sowie sicher auf der Stelle platzierten Piaffen. Am Ende setzten sie sich mit Abstand, genauer gesagt mit 75,3 Prozent an die Spitze. Auf Platz zwei folgte ein Routinier. Die Rede ist von Patrik Kittel mit Touchdown (73,2 Prozent). Die beiden überzeugten vor allem in den Trabtraversalen, Verstärkungen, Serienwechseln und Galopppirouetten. Demgegenüber standen in sich nicht immer ganz ausbalancierte Piaffen und Passagen. Nanna Skodborg Merrald und ihr sympathischer Blue Hors Don Olymbrio komplettierten mit 72,9 Prozent das Podest. Absolutes Highlight ihrer Vorstellung bildeten die Galopppirouetten mit hoher Lastaufnahme. Im Lager der deutschen Dressurreiter erwischte besonders Raphael Netz einen guten Auftakt und das bei seiner Final-Premiere. Schon bei den Weltcup-Stationen hatten sich die beiden von Qualifikation zu Qualifikation gesteigert und eine Schippe drauf gelegt. Nun beim FEI World Cup™ Final in Riad knüpften Raphael Netz und Great Escape Camelot an dieses Motto an und zeigten sich noch einmal gesteigert. Gleich zu Beginn gaben die beiden mit einer perfekten Grußaufstellung eine schöne erste „Visitenkarte“ ab, darauf folgten fließende Trabtraversalen, ein vorbildliches Rückwärtsrichten und ausdrucksvolle Passagen. In den Trabverstärkungen kommt der 13-jährige Wallach nach wie vor leicht ins Laufen und auch die Piaffen zeigten sich zwar diagonal abfußend, hätten sich jedoch noch energischer abdrückend zeigen können. Im Galopp zählten die Galoppverstärkung und die Serienwechsel zu den Highlights. Die Galopppirouetten zeigten sich auf kleinsten Kreis. Hier hätte der Wallach jedoch noch besser durchspringen können. Alles in allem beeindruckten die beiden durch außerordentliche Harmonie, Selbstverständlichkeit und Präzision, was die Richter mit 72  Prozent belohnten. Auch Raphael Netz zeigte sich sichtlich zufrieden: „Ich bin mehr als zufrieden mit unserer heutigen Runde. Camelot war komplett auf mich fokussiert, trotzdem er von der Umgebung beeindruckt war. Er hat 100 Prozent für mich gegeben und uns ist eine Prüfung ohne große technische Fehler gelungen, was mich sehr stolz macht“. Am Ende reihten sich die beiden auf Platz fünf ein. Auf die Frage, was für ein Gefühl es ist, bei den FEI World Cup™ Finals starten zu dürfen, hatte Raphael Netz eine klare Antwort: „Es ist einfach nur unglaublich. Als ich durch den Tunnel in die Arena geritten bin, konnte ich mit dem Grinsen nicht mehr aufhören. Mein Pferd fühlte sich fantastisch an, es war einfach ein ganz besonderer Moment“. Und damit hatte er recht, das war eine bärenstarke Premiere!

Isabell Werth sorgte bei ihrer 25. Finalteilnahme für eine Überraschung, gar einen kleinen Schreckmoment. Im Sattel ihres 14- jährigen Wallachs Quantaz startete sie gewohnt stark in die Prüfung. Doch im Galopp wurden die beiden von einem echten Fehlerteufel begleitet. In die Zweierwechsel fand das Erfolgspaar überhaupt nicht rein und so zeigte sich eine wilde Mischung aus Einerwechseln und Unterbrechungen. Auch in der Zick-Zack-Traversale zeigte sich Quantaz angespannt. Die Einerwechsel gelangen fehlerfrei, wenn auch nicht ganz spannungsfrei durchgesprungen. Ein teurer Klops passierte dann noch zwischen den Galopppirouetten, als Quantaz nach dem fliegenden Galoppwechsel in den Trab ausfiel. Alles in allem reichte es dennoch noch für 72,3 Prozent und Platz vier. Doch Isabell Werth ist dafür bekannt, dass sie solche Prüfungen schnell abhaken kann. Auch Matthias Alexander Rath kam mit Destacado nicht fehlerfrei durch die Prüfung und reihte sich mit 71,1 Prozent auf Platz sechs ein.

Mona-Sophie Bimmel (Redaktionsleitung)

Absolventin des Master-Studiengangs Medien- und Kommunikationsmanagement, unsere Expertin für online und Social Media. Ihr Herz schlägt für Ausbildungs- und Turniersportthemen. Selbst bis zur Klasse S erfolgreich.

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