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Reiterjournal 30.04.2024
Wenn Pferde zu dünn sind, ist meistens eine Stresssituation der Auslöser, der die Nahrungsaufnahme oder -verwertung negativ beeinflusst. „Eine plötzlich starke Gewichtsabnahme ist immer ein Warnsignal. Nicht anders als beim Menschen können dies auch beim Pferd ungünstige Lebensbedingungen sein“, erklärt Pferdephysiotherapeutin, Osteopathin und Heilpraktikerin Julia Greb.
„Der daraus entstehende Stress kann viele Ursachen haben. Nicht immer sind sie für Pferdebesitzer offensichtlich. Dennoch ist es entscheidend, die Ursachen mit Hilfe von Profis herauszufinden“, erklärt Julia Greb weiter. Denn nur, wenn die Ursache bekannt ist, kann das Problem auch effektiv behandelt werden. Wichtig ist dabei, dass bei gesundheitlichen Problemen immer ein Tierarzt zu Rate gezogen wird. Oftmals sind aber Haltungsdefizite die Ursache. Unsere Pferde sind sozial lebende Tiere, die für ihr psychisches Wohlbefinden die Nähe von Artgenossen benötigen. In seiner Familie findet das Tier Schutz, kommunikativen Austausch und soziale Sicherheit. Wie der Mensch kann aber auch das Pferd Sympathien und Antipathien zu Artgenossen hegen. Wird das Pferd also in der Herde nicht akzeptiert und hat noch dazu keine Rückzugsmöglichkeiten, kann das enormen Stress auslösen. Eine ähnliche Wirkung kann zu langes oder falsches Training auslösen.
Aber auch zu lange Pausen zwischen den Fütterungen können zu Stress führen. Bei der ausschließlichen Weidehaltung sind Pferde nahezu pausenlos damit beschäftigt, Nahrung aufzunehmen. Unter diesen Bedingungen zeigen Pferde Fressverhalten, das in ihrer Natur liegt. Größere Fresspausen können zu Problemen, wie Magenschleimhautentzündungen oder Magengeschwüren und dem dementsprechenden Gewichtsverlust führen.
Neben der Beseitigung solcher Missstände muss dann mit einer gewichtsaufbauenden Diät begonnen werden. Unterstützen können dabei hochwertige Öle, die sich positiv auf die Stoffwechselfunktion des Pferdes auswirken können. Dafür eignen sich beispielsweise kaltgepresste Öle wie Schwarzkümmelöl oder Leindottersamenöl. Wichtig dabei: Selbst bei einem großen Pferd sollten nicht mehr als 50 Milliliter gefüttert werden.
Als besonders reichhaltiges Kraftfutter, das der Gewichtszunahme dient, gilt Hafer. Das Getreide kann aufgrund seiner hohen Energiedichte tatsächlich das Temperament und den Bewegungsdrang verstärken, weshalb hier Vorsicht geboten ist. Als gute Alternative bei eher spritzigen Pferden eignen sich deswegen Gerste, gepoppter Mais oder Dinkel. Allerdings sollte auch hier, wie bei der Fütterung von Öl, auf die Menge geachtet werden. Mehr als anderthalb Kilo pro Portion sollten nicht gegeben werden, um den Magen nicht zu überlasten.
Weitere Tipps für eine gesunde Gewichtszunahme und welche Gründe eine Gewichtsabnahme noch haben kann, gibt es in der E-Paper Ausgabe 02/2022.