WM Herning: Unschlagbare Schweden holen Gold vor den Niederländern und den Briten

Nationenpreise haben ihre eigenen Gesetze, so auch das Mannschafts-Finale der Springreiter bei den Weltmeisterschaften im dänischen Herning am Freitagabend. Nach der ersten Hälfte der Prüfung hatte sich in der Rangierung der Teams wenig getan, doch die zweite Hälfte des Springens hatte es in sich und das gesamte Feld wurde noch einmal kräftig durchgewirbelt. Der Parcours des Mannschafts-verlangte den Startern Einiges ab: Sprünge bis 1,65 Meter, eine Trippelbarre mit einer Weite von 2,10 Meter, außergewöhnliches Hindernismaterial, welches einige Pferde stocken ließ und nicht zuletzt eine kräftezehrende Schlusslinie mit wuchtigen Oxern und einer kniffligen dreifachen Kombination, die zig Stangen fallen ließ. Und eben weil so viele Fehler passierten, veränderte sich auch nach jedem Ritt die Rangierung. Die Spannung im dänischen Stutteria Ask Stadium lag spürbar in der Luft!
Die Goldmedaille allerdings, an der gab es wenig zu rütteln. Die Schweden hatten nach dem Zeitspringen und dem ersten Umlauf gestern in Führung gelegen und gaben ihren Titel auch am Schlusstag nicht mehr her. Als erster Starter des schwedischen Teams hatte der Weltranglisten-Führende Henrick von Eckermann mit King Edward (BWP v. Edward – Feo) eine Nullrunde in den Parcours gezaubert, die keine Zweifel offenließ. Bei Malin Baryard-Johnsson und H&M Indiana (BWP v. Kashmir van Schuttershof – Animo’s Hallo) fiel eine Stange, was den Abstand zur Konkurrenz zwar verkleinerte, den Titel aber keineswegs in Gefahr brachte. Jens Fredricson machte als dritter Reiter der schwedischen Equipe den Sack zu. Mit Markan Cosmopolit (SWB v. Cohiba – Calido I) blieb der Bruder des später noch folgenden Peder Fredricson ohne Fehler, der Gewinn der Weltmeisterschaft war damit für die Schweden mit nur 7,69 Fehlerpunkten auf dem Konto besiegelt. Da war es auch ganz egal, dass Peder Fredericson und H&M All In (SBS v. Kashmir van Schuttershof – Andiamo Z), ganz untypisch für die beiden, mit 12 Fehlern ins Ziel kamen. Lediglich für dessen Einzelwertung war es bitter, schließlich wäre auch er ein Anwärter auf eine Medaille gewesen. Nun liegen Team-Kamerad Henrik von Eckermann und sein Bruder Jens Fredricson auf den Plätzen eins und zwei des Zwischen-Klassements. Der Belgier Jerome Guery kam mit lediglich einem Zeitfehler auf dem gewaltig springenden Quel Homme de Hus (Holst v. Quidam de Revel – Candillo) ins Ziel und liegt damit aktuell auf Bronze-Kurs der Einzelwertung. Die Einzel-Medaillen werden am Sonntag in Herning entschieden.

Noch spannender war der Kampf um die Silber- und Bronzemedaille. Letztendlich durften sich mit 19.31 Punkten die Holländer über Platz zwei freuen, die Briten sprangen mit 22.66 Punkten auf den dritten Platz. Sanne Thijssen traf als erste Starterin in oranje bei ihrem WM-Debüt eine Stange mit dem 16-jährigen Con Quidam RB (Holst v. Quinar Z – Cardino), so auch Maikel van der Vleuten mit Beauville Z N.O.P. (v. Bustique – Jumpy Des Fontaines). Jur Vrieling und Long John Silver (Holst v. Lasino – Corrado) kamen mit lediglich zwei Zeitfehlern ins Ziel, so konnte sich die Equipe um Jos Lansink wieder Hoffnungen machen. Da die Konkurrenz patzte, sicherte Harrie Smolders als letzter Reiter der niederländischen Mannschaft die Silbermedaille mit einer fehlerfreien Runde auf Monaco N.O.P. (Holst v. Cassini II – Contender).
Nach einem ständigen Hin und Her gewannen die Briten Bronze. Ben Maher, der kurzfristig von seinem Parade-Pferd Explosion auf Ersatzpferd Faltic HB (KWPN v. Baltic VDL – Concorde) umsteigen musste, konnte seine weiße Weste der Vortage nicht beibehalten. Vier Fehler brachte auch Joseph Stockdale mit Equine America Cacharel (Holst v. Cachas – Quinar Z) in die Team-Wertung. Jungspund Harry Charles machte diese im Sattel von Romeo (Zang v. Contact van de Heffinck – Oriando) wieder wett, so dass die acht Fehlerpunkte von Scott Brash und Hello Jefferson (BWP v. Cooper van de Heffinck – Irco Mena) nicht mehr ins Gewicht fielen. Brash stürzte damit in der Einzelwertung aber einige Plätze nach hinten.

Hinter den Briten folgten die Iren mit 23.15 Fehlerpunkten, für die schwarz-rot-goldene Equipe um Bundestrainer Otto Becker wurde es Rang fünf. Es war ein turbulenter, auch zu weiten Teilen enttäuschender Abend für die deutsche Springreiter-Mannschaft. Einzig allein Championats-Debütantin Jana Wargers schien den Anforderungen an diesem Abend gerecht zu werden. Ihr Parade-Pferd Limbridge (Holst v. Limbus – Cambridge) aus der Zucht von Ralf Pawlowski aus Heidenheim sprang auch heute hervorragend. Da die 30-jährige Springreiterin der Ashford Farms sehr behutsam durch den Parcours galoppiert war, nahm das umjubelte Duo lediglich einen Zeitfehler aus dem zweiten Umlauf mit. Ihr zuvor war Marcus Ehning mit dem elfjährigen Stargold (Old v. Stakkato Gold – Lord Weingard) und acht Strafpunkten aus dem Parcours gekommen. Gleich zu Beginn des Kurses traf der Oldenburger Hengst eine Stange und dann in der abschließenden dreifachen Kombination am Mittel-Sprung nochmal. Das warf die beiden in der Einzelwertung einige Plätze auf Rang 22 zurück.
Noch bitterer traf es André Thieme. Der 47-jährige Europameister des letzten Jahres stürzte, nach einer unglücklichen Wendung war Thieme unpassend zu einem Oxer gekommen. DSP Chakaria (v. Chap – Askari) machte den Sprung zwar mit ihrem grenzenlosen Vermögen möglich, doch Thieme hielt es nicht im Sattel. Der Schock und die Enttäuschung war dem Springreiter aus Plau am See ins Gesicht geschrieben. Nach einer ersten Info noch während der Prüfung sind sowohl Pferd als auch Reiter wohlauf. Immerhin! Als Schlussreiter der deutschen Mannschaft hatte es Christian Ahlmann nochmal in der Hand. Doch auch der patzte. Mit etwas Glück hatte es Ahlmann im Sattel von Dominator 2000 Z (v. Diamant de Semilly – Cassini I) ohne Fehler auf die Schlusslinie geschafft. Hier kam der imposante Rappe allerdings ins Stocken, hakte aus, Ahlmann kam nicht vorwärts und so dann viel zu dicht in die Dreifache, am Mittelsprung geschah dann der zu erwartende Fehler. Damit setzte sich der Springreiter aus Marl auf Rang 18, direkt hinter Jana Wargers, der Einzel-Wertung. (akb)
