WM-Herning: Deutsche Para-Dressurreiter verpassen Einzelmedaille

Bei den Para-Dressurreitern wurden heute schon die ersten Einzelmedaillen vergeben. Los ging es in Grade IV. Die Prüfungen von diesem Grade bestehen aus Schritt-, Trab- und Galoppsequenzen. Die Anforderungen sind vergleichbar der Klasse L im Regelsport. Gleich in der ersten Prüfung der WM wurde deutlich, dass mit den Niederländern bei dieser WM gerechnet werden muss. In Grade IV belegten gleich zwei holländische Reiterinnen die Plätze eins und zwei. Die Erste der Weltrangliste und Weltmeisterin von 2018 Sanne Voets durfte sich im Sattel des 14-jährigen KWPN-Wallachs Demantur N.O.P. über den Titel in der Championatsaufgabe freuen. Ihre Vorstellung bestach durch ein enormes Gleichmaß mit konstant guter Anlehnung. Das Paar punktete besonders in der Schlangenlinie, im Schulterherein sowie in den doppelt zählenden Lektionen, den einfachen Schlangenlinien im Galopp und den beiden Galopp-Trab-Galopp Übergängen. Sanne Voets verlor in den Trabverstärkungen sowie im Rückwärtsrichten einige Punkte. In den Trabverstärkungen hätte man sich etwas mehr Rahmenerweiterung gewünscht und im Rückwärtsrichten wurde ihr Wallach gegen Ende schief. Zudem verfügte der starke Schritt über keinen großen Übertritt. Am Ende standen dennoch starke 76,750 Prozent auf der Ergebnistafel, wobei sich die Richter nicht ganz einig waren. Denn ihre Teamkollegin Demi Haerkens, die im Moment Rang neun auf der Weltrangliste belegt, kam ihr mit einem Ergebnis von 76 Prozent sehr nahe. Die gefühlvoll einwirkende Demi Haerkens und ihr vierzehnjähriger Wallach EHL Daula zeigten eine frische und schwungvolle Vorstellung. Besonders hervorzuheben ist die tolle Anlehnung sowie die schwungvolle Trabtour, in welcher die beiden besonders in den Volten, im Schulterherein sowie in der Trabverstärkungen zu überzeugen wussten. Das Rückwärtsrichten gelang etwas hektisch, ebenso verloren die Beiden Punkte in der ersten einfachen Schlangenlinie im Galopp. Hier hätte EHL Daula etwas besser durchspringen können. Der Brasilianer Rodolpho Riskalla durfte sich mit tollen 74,9 Prozent über die Bronzemedaille freuen. Der Weltranglisten Dritte ist schon seit Jahren Schüler von Holga Finken und in Deutschland beheimatet. Bei den letzten Weltmeisterschaften sicherte er sich die Silbermedaille. Interessant ist, dass die Beiden im Regelsport bis S** erfolgreich unterwegs sind und hier sogar internationale Platzierungen aufweisen können. Heute zeigte er im Sattel seines 19-jährigen Hannoveraner Hengstes Don Henrico einmal mehr sehr harmonisches Reiten. Die Trabtour gelang schwungvoll und gleichmäßig. Im Rückwärtsrichten kippte der Wallach leicht ab. In der Galopptour punkteten die Beiden besonders in den einfachen Schlangenlinien. Im zweiten Galopp-Trab-Galopp-Übergang verloren sie ein paar Punkte. Hier gelang das Angaloppieren nicht ganz durchlässig. Kate Shoemaker landete mit ihrer erst achtjährigen Rheinländer-Stute Quiana auf dem vierten Platz (73,9 Prozent). Als Zweite der Weltrangliste hatte sie sich sicherlich mehr erhofft. Neben einer sehr schwungvollen Trabtour, einem starken Schritt mit viel Übertritt und sehr guten Galopp-Trab-Galopp-Übergängen stand heute ein immer wieder sehr eng werdendes Genick. Das kostete in vielen Lektionen wertvolle Punkte. Von den Deutschen musste mit Anna-Lena Niehues gleich eine Championats-Debütantin sowie Newcomerin des Jahres als Erste in die WM starten. Die Berufsreiterin startete in diesem Jahr wahrlich durch und wurde mit ihrer neunjährigen Stute Quimbaya gleich bei ihrem zweiten Para-Turnier Deutsche Meisterin. Nach der Trabtour, wo sie mit viel Leichtigkeit, Schwung und Go in den Trabverstärkungen überzeugte, führte das Paar die Zwischenwertung mit 75 Prozent an. Es folgte ein hektisches Rückwärtsrichten sowie ein nicht losgelassener Schritt mit wenig Übertritt. Das kostete wertvolle Punkte. Auch zu Beginn der Galopptour sah man Quimbaya eine gewisse Anspannung an. In der ersten einfachen Schlangenlinie im Galopp blieb der Durchsprung nicht immer ganz gut erhalten. Demgegenüber gelangen die Übergänge zum Trab sowie die Galoppverstärkungen wiederum gut. Am Ende belegte sie mit 71,6 Prozent einen guten sechsten Platz. Wenn Quimbaya in der Prüfung der Mannschaftswertung etwas zur Ruhe findet, ist hier sicherlich noch mehr drin.
Auch in Grade II spielten die beiden Deutschen keine Rolle in der Medaillenvergabe. In diesem Grade starten oft Rollstuhlbenutzer mit starken Einschränkungen der Beinfunktionen und/oder der Rumpfbalance, aber mit guten bis leicht eingeschränkten Armfunktionen. Athleten mit starker einseitiger Funktionseinschränkung in Arm, Rumpf und Bein sind auch in dieser Klasse startberechtigt. Die Prüfungen bestehen aus Schritt- und Trabsequenzen und wahlweise in der Kür mit bestimmten Galopplektionen. In diesem Grade durfte sich Gastgeber Dänemark über die Goldmedaille freuen. Katrine Kristensen und der 14-jährige Quaterback-Sohn Goerklintgaards Quater heißen die neuen Weltmeister. Mit starken 75,7 Prozent setzte sie sich vor den Weltranglisten Ersten Pepo Puch und seinem 14-jährigen Hannoveraner Sailor`s Blue (75,3 Prozent). Nach WM-Silber in Tyron wurde es heute wieder der zweite Platz. Der Brite Lee Pearson folgte mit 75 Prozent auf dem Bronzerang. Aus deutscher Sicht zeigte Gianna Regenbrecht ein gutes WM-Debüt. Die 28-jährige rangierte mit dem zwölfjährigen Hengst Fürst Sinclair auf dem sechsten Platz (71 Prozent). Zu Beginn diesen Jahres hat sie den Hengst von seiner Besitzerin Elke Philipp, die mit ihm selbst schon Medaillen gewinnen konnte, zur Verfügung gestellt bekommen. Heute war, wie so oft, der Schritt überzeugend. Hier zeigte Fürst Sinclair enorm viel Übertritt. Zu Beginn der Prüfung verloren die Beiden wertvolle Punkte als sich der Hengst in einer Trabsequenz leicht heraushob und eine teilweise unruhige Anlehnung zeigte. Zudem klappte ein Antraben aus dem Schritt nicht prompt genug. Heidemarie Dresing und ihre neunjährige Hannoveraner Stute La Boum setzten sich direkt hinter Gianna Regenbrecht auf Platz sieben (70,9 Prozent). Die Beiden zählen zu den Routiniers der Mannschaft und lieferten heute eine solide Leistung. Insgesamt zeigte sich die Stute noch etwas schüchtern und so wünschte man sich besonders zu Beginn der Prüfung mehr Frische. (msb)