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Mittwoch, 10.08.2022

Charlotte Fry holt auch in der Kür Gold. Benjamin Werndl wird Vierter, Isabell Werth Neunte

Eine Zehn für den Galopp: Glamourdale und Charlotte Fry.
Eine Zehn für den Galopp: Glamourdale und Charlotte Fry.

Nach dem Grand Prix Special war es zu erwarten gewesen. Doch auch sie musste erst einmal reiten. Und das tat die 26-Jährige. Charlotte Fry hat sich mit einer beeindruckenden Vorstellung nun auch die Goldmedaille in der Kür bei der WM 2022 in Herning geholt. „Ich werde eine Weile brauchen, um das zu verarbeiten“, sagte sie anschließend. Vor 12000 Zuschauern Doppel-Weltmeisterin zu werden, das ist etwas Besonderes. Und das mit der ersten Kür mit ihrem elfjährigen Glamourdale. Auch an Tag drei zeigte sich der großrahmige Rappe unter seiner zierlichen Reiterin motiviert und kraftvoll, piaffierte und passagierte zu Klängen von Queen elastisch durch den Körper. „Another one bites the dust“ war die klare Ansage – musikalisch und im übertragenen Sinne auch reiterlich. In den Trab-Traversalen mit weit kreuzenden Tritten, für die Trabverstärkung gab es eine 9,1. Wie auch schon im Grand Prix Special war die Galopptour der Höhepunkt: eine glatte Zehn für den starken Galopp, lautes Raunen aus dem Publikum. Einzig der Schritt kostete Punkte, hier könnte der KWPN-Hengst noch raumgreifender schreiten, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass er etwas weniger losgelassen schien als im Special. 90,654 Prozent erhielt das Paar, der Weltrekord liegt bei 93,975 Prozent – erreicht von Teamkollegin Charlotte Dujardin mit Valegro 2013 beim Weltcup-Turnier in London. Gut möglich, dass Lotti Fry und Glamourdale den noch knacken werden. Sicher ist: An diesem Paar müssen die anderen Reiter auch 2024 in Paris erst einmal vorbeikommen.

Silber für Cathrine Laudrup-Dufour und Vamos Amigos.
Silber für Cathrine Laudrup-Dufour und Vamos Amigos.

Silber gewann nach dem Special auch heute Cathrine Laudrup-Dufour mit ihrem zehnjährigen Vamos Amigos. Sie lieferten eine neue persönliche Bestleistung ab: 89,441 Prozent. Der Westfale passagierte und piaffierte gesetzt, mit locker pendelndem Schweif. Seine Reiterin ausbalanciert mit feiner Zügelverbindung. In der Trabverstärkung galoppierte er einmal an. Das kostete Punkte! Die Wechsel gelangen gut, die Galopppirouetten zentriert. Dem Vitalis-Sohn schien zwischenzeitlich etwas die Kraft auszugehen, er kam immer wieder, auch in den Serienwechseln, etwas hinter die Senkrechte. Trotzdem zum Abschluss eine sehr schöne Piaff-Pirouette, daraus Halten und Stehen wie eine Eins.

Dinja van Liere und Hermès gewinnen auch in der Kür Bronze.
Dinja van Liere und Hermès gewinnen auch in der Kür Bronze.

Bronze ging, ebenfalls wie im Special, an die Niederländerin Dinja van Liere im Sattel des zehnjährigen Hermès. „Ready or not“ fragten die Fugees – der Easy Game-Sohn begann mit ungleichen, exaltierten Passage-Tritten. Diese Spannung zog sich durch die gesamte Prüfung, weshalb der Hengst nicht völlig losgelassen durch den Körper ging. Die Galopp-Pirouetten waren gut gesetzt und zentriert, mutig der Übergang vom starken Trab in den Schritt, dieser mit guter Dehnung. 86,9 Prozent gab es schließlich.

Wunderbares Seitenbild: Benjamin Werndl und Famoso.
Wunderbares Seitenbild: Benjamin Werndl und Famoso.

Benjamin Werndl und sein 13-jähriger Famoso begannen direkt mit der Passage in der Linkstraversale, daraus Piaffe, Passage in der Rechtstraversale. Vor der Diagonale mit der Trabverstärkung scheute der Wallach einmal an der kurzen Seite. Doch sofort war er wieder bei seinem Reiter, voller Vertrauen. Zu den afrikanischen Klängen, sowohl Besitzerin Flora Keller als auch Benni Werndl selbst sind große Afrika-Fans, traversierte der Farewell III-Sohn gut kreuzend und elastisch durch den Körper. Das Seitenbild in der Piaffe perfekt: Ausbalanciert, leicht vor der Senkrechten, mit einem wunderbar sitzenden Benjamin Werndl. Die 18 Einerwechsel waren nicht ganz makellos, auf der Jokerlinie, hier dürfen die Reiter nochmal etwas zeigen, was zuvor nicht optimal war, gelangen die Einer für eine 7,9. In der abschließenden Piaffe-Pirouette begann das Publikum im Takt zu klatschen. 85,893 Prozent und letztlich Platz vier, der Richter aus Luxemburg hatte das Paar sogar auf Rang zwei gesehen. Damit fehlte etwas mehr als ein Prozentpunkt zu Bronze.

Isabell Werth zeigte eine völlig neue Kür mit ihrem 12-jährigen Quantaz. Auf dem Schafhof vor drei Wochen war sie nochmals die alte Kür geritten, um dem Hengst Sicherheit zu geben. Gerade in der Piaffe hatte er dort Probleme gehabt. Heute piaffierte er sicher und selbstbewusst. Absolut fantastisch und die Überraschung des Tages: Aus der Piaffe-Pirouette wechselte Werth in die Galopp-Pirouette, was mit lautem Raunen der Zuschauer quittiert wurde. Wer hätte das noch vor drei Wochen von dem Quaterback-Sohn erwartet. In den letzten beiden Piaffen lobt Isabell Werth ihn zweimal, das Publikum klatscht, Quantaz piaffiert für eine 8,8, Werth strahlt. 83,339 Prozent und damit Platz neun.

(mj/Fotos: Stefan Lafrentz)

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