Charlotte Fry gewinnt Gold im Grand Prix Special vor Cathrine Laudrup-Dufour und Dinja van Liere. Werth ganz knapp Vierte, Werndl Fünfter

Nach einer überragenden Vorstellung im Grand Prix am Sonntag war der mächtige Rappe in aller Munde, heute holt er mit seiner Reiterin Charlotte Fry (GBR) die Goldmedaille im Grand Prix Special: Der elfjährige KWPN-Hengst Glamourdale war schlichtweg eine Klasse für sich. Voller Energie, dabei leichtfüßig und elegant, die Hilfen seiner Reiterin kaum sichtbar, schwebte das Paar in der ersten Diagonale durchs Viereck. Die Passagen durch den Körper im Gleichmaß, ebenso die Piaffen, bei denen nur ab und zu noch etwas Kraft in der Lastaufnahme fehlt. Daraus resultiert auch das manchmal noch etwas zu tiefe Genick. Das konnte der Lord Leatherdale-Sohn im Galopp wieder ausgleichen, die Nase vorne, galoppiert er bergauf, als wolle er mit den Vorderhufen die Wolken streicheln. „The sky is the limit“, drückte es Charlotte Fry aus, für den starken Galopp gilt das definitiv. 82,508 Prozent vergaben die Richter für diese fantastische Vorstellung. „Ich bin überwältigt und kann es kaum glauben. Ein Traum wird wahr“, freut sich Fry über die Leistung ihres „One in a million“-Rappen.

Silber ging an die Favoritin Cathrine Laudrup-Dufour und den zehnjährigen Vamos Amigos. Als sie einritt, war es mucksmäuschenstill im Stadion. Das Paar setzte gleich auf der ersten Diagonale eine Marke mit einem ausdrucksvollen starken Trab. Es folgten ganz gleichmäßige Piaffen und Passagen mit aktiver Hinterhand, gesetzt, am lockeren Kandarenzügel. Der Schweif des Westfalen pendelte locker, losgelassen und locker arbeitete er über den Rücken. Zum Grand Prix hatte er sich sichtbar gesteigert, wirkte noch selbstbewusster. Im Schritt zeigte er viel Übertritt und Dehnung. In der Galopptour ging etwas die Energie verloren, die Traversalen waren wenig bergauf, daraus resultierten Fehler in den Zweierwechseln. Die Einerwechsel wieder sicher, diese quittierte Laudrup-Dufour mit einem zufriedenen Lächeln. Auf der letzten Mittellinie begeisterte das Paar noch einmal mit einer tollen Passage und Piaffe und harmonischen Übergängen. 81,322 Prozent waren es schließlich in heimischer Kulisse.

Dinja van Liere und der KWPN-Hengst Hermès gewannen Bronze. Sie begannen mit viel Ausdruck in der Piaffe und Passage, im starken Trab erschrak der Easy Game-Sohn einmal kurz, doch die Niederländerin konnte ihn sofort wieder einfangen. Danach fußte er in der Passage hinten etwas ungleich. Im Schritt legte sich die Spannung, er trat weit über und dehnte sich gut an die Hand. Generell hätte man sich noch etwas mehr Rückentätigkeit gewünscht, die nötige Losgelassenheit fehlt dem Elfjährigen hin und wieder. 79,407 Prozent gab es für das Paar.

Isabell Werth und ihr 12-jähriger DSP-Hengst Quantaz verpassten um vier Zehntel die Medaille, Platz vier. Der Quaterback-Sohn präsentierte sich noch besser als am Sonntag im Grand Prix und zeigte seine wohl bisher beste Prüfung. Besonders die Passagen sind hervorzuheben, immer gleichmäßig, mit guter Lastaufnahme, die Nase leicht vorne. Das Angaloppieren gelang sehr gut, was an diesem Tag bei vielen Paaren eher nicht so oft zu sehen war. Die Wechsel waren sicher, etwas fehlte noch die Leichtigkeit. Den starken Galopp ritt Isabell Werth, es sind übrigens ihre siebten Weltmeisterschaften, noch einmal richtig mutig nach vorne, den fliegenden Wechsel am Punkt. So kennt man sie. 79,073 Prozent erhielten Werth und Quantaz am Ende.

Benjamin Werndl und der 13-jährige Famoso v. Farewell kamen auf Platz fünf. Lange hatte sie nach einer tollen, harmonischen Vorstellung geführt, für die sie 78,237 Prozent erhielten. Noch dazu wieder eine persönliche Bestlesitung nach dem Ergebnis im Grand Prix und ein neuer "bester Ritt meines Lebens", so Werndl. Der Richter aus Frankreich gab ihnen sogar über 80 Prozent. Wie schon im Grand Prix begeisterte das Paar mit seiner Harmonie, der Zufriedenheit und Losgelassenheit Famosos und Werndls perfektem Sitz. Der Oldenburger überzeugte mit gleichmäßigen Passagen und tollen, fließenden Übergängen in die Piaffe. Im starken Trab zeigte der 38-Jährige heute wie angekündigt etwas mehr Go nach vorne. Auch die Galopptour gelang sehr gut mit sicheren Serienwechseln und zentrierten, gesetzten Pirouetten. Nach dem Ritt flossen bei der Besitzerin Flora Keller und der Pflegerin Aniko Hornik die Tränen. Auch Benjamin Werndl riss beide Hände in die Luft vor Freude und Erleichterung. Ein wirklich großartiges Debüt für das Paar.

Ingrid Klimke und der 14-jährige Hannoveraner-Hengst Franziskus kamen auf Platz 19. Ein kurzes Lob vor dem Angaloppieren und Einreiten, noch einmal kurz Ruhe ins Pferd bringen. Doch die 54-Jährige hatte den Hengst sehr gut bei sich, der in guter Selbsthaltung ging, kadenziert trabte und vor allem in der Galopptour seine Stärken ausspielen konnte. Der Fidertanz 2-Sohn wirkte dennoch etwas müde, wodurch die Passage nicht immer optimal gelang und er nach der Galopptraversale kurz in den Trab fiel. 73,526 Prozent waren es schlussendlich, damit verpasst sie leider die Qualifikation für die Kür am Mittwoch. Emotionen pur im Hause Klimke: Tochter Greta wurde parallel zu Mamas WM-Start in Herning Westfälische Meisterin der Jungen Dressurreiter - mit keinem geringeren als Franziskus' Sohn Firlefranz.
(mj/Fotos: Stefan Lafrentz)