Tiefe Trauer um Christoph Möhl

Es ist unfassbar: Kurz nach seinem 60. Geburtstag ist Christoph Möhl, der Schatzmeister des Landesverbandes, völlig überraschend mitten aus dem Leben gerissen worden. Wer ihn kannte, steht unter Schock. Er lebte so, dass man eigentlich ein sehr langes Leben erwartet hätte. Christoph Möhl, der in Bissingen/Teck zuhause war, hinterlässt eine kleine Familie: seine Frau und seine Tochter.
Christoph Möhl, dem wir im letzten Heft noch zu seinem 60. Geburtstag am 24. April gratuliert haben, war der Zahlenmensch und kühle Rechner der organisierten Reiterei im Land, der „Finanzminister“ der Reiter. Als Steuerberater und Unternehmensberater, insbesondere für Pferdebetriebe, ein Experte für Bilanzen und Abschlüsse, wurde er im April 2015 zum Schatzmeister des Landesverbandes gewählt. Damit gehörte er dem Präsidium an, gleichzeitig nahm er einen Sitz in der Landeskommission ein. Zuvor war Möhl schon zwölf Jahre Schatzmeister des Württembergischen Regionalverbandes. Dass die Finanzen dort geordnet sind, braucht man nicht extra erwähnen.
Eigentlich wäre Möhl damals lieber im WPSV geblieben, das Vertraute mochte er mehr als das Neue. Aber als man ihn rief, als er gebraucht wurde, da war er zur Stelle. Er hat Verantwortung gezeigt. Und Pflichtgefühl. Christoph Möhl passte in dieses Amt wie in einen Maßanzug. Bei seinen Jahresberichten tauchte er auf seine besondere Art in die Welt der Zahlen ein: halbe Stunde Bilanz, halbe Stunde Jahresplanung, alles bis hinters Komma vorgetragen. An Akribie und Genauigkeit war das nicht zu überbieten – auch nicht an Verlässlichkeit und Solidität. Akurat vom Krawattenknoten bis zum Manschettenknopf. Die Bezeichnung „schwäbisch-penibel“ war für ihn ein Kompliment. Müsste man jemandem in einer Notlage sein Sparbuch anvertrauen, wäre man bei Christoph Möhl richtig gewesen.
"Auch einen Freund verloren"
Christoph Möhl wurde als junger Springreiter im RV Weilheim groß, war auf Turnieren bis zur mittelschweren Klasse erfolgreich, gehörte zur Truppe, die in den 80er- und 90er-Jahren legendäre Turniere organisierte. Als die „Blaumeisen“ Tausende ins Festzelt lockten, hielt er das Geld zusammen. Als Vorstandsmitglied im Verein kam er zur Delegiertenversammlung, und die Funktionäre – allen voran Frank Reutter, der ein Wegbegleiter war – setzten das Talent des Finanzexperten für die Verbände ein.
Christoph Möhl ist der Region unter der Teck nahe des Albaufstiegs treu geblieben. Einige Jahre erfüllte er sich sogar einen Traum, lebte mit Pferden und seiner Familie zusammen auf dem Eisernen Hof in Bissingen. Als er damals mit einer schweren Krankheit kämpfte, gab er das aufwändige Projekt aber wieder auf und verkaufte die Anlage.
Als gelernter Steuerberater spezialisierte er sich in den letzten Jahren beruflich immer mehr auf die Beratung von Pferdebetrieben. Manches Mal vermischten sich dabei Beruf und ehrenamtliches Engagement. Da konnte der ansonsten so korrekte Möhl auch mal ein Auge zudrücken.
Der Landesverband würdigt den Verstorbenen auf seiner Internetseite mit den Worten: „Die Verbände sowie viele Vereine und Betriebe haben von seinem Fachwissen profitiert.
Wir verlieren mit Ihm nicht nur ein sehr geschätztes Mitglied des Präsidiums sondern auch einen Freund.“
Die Krankheit von damals hat Christoph Möhl niedergekämpft: Mit Disziplin und Askese. In den letzten Jahren trieb er Ausdauersport, hielt sich gnadenlos in Form. Eigentlich strotzte er vor Gesundheit. Umso unfassbarer ist nun sein früher Tod. Am vergangenen Samstag zog er die Turnschuhe an und ging auf seine Jogging-Strecke. Von dort kam er nicht mehr lebend zurück. Mit seinem Tod hatte niemand gerechnet. Roland Kern/Foto: D. Matthaes