Erstes Aufatmen beim Reit- und Fahrverein Ludwigsburg

… aber auch nicht wirklich! Noch immer steht in der Schwebe, ob der Reitverein auf dem 5ha großen Areal am Schloss Monrepos bleiben kann. Das bestätigte Vereinsvorstand Dr. Werner Hildenbrand im Rahmen eines Pressegesprächs. Man rechne Mitte Oktober mit einem weiteren wichtigen Gespräch, bis Ende des Jahres soll eine endgültige Entscheidung getroffen werden, bisher seien (nur) mündliche Zusagen getroffen worden.
Zum Hintergrund: Seit über 50 Jahren steckt der Reit- und Fahrverein Ludwigsburg in einem Pacht-Dreiecks-Verhältnis mit der Hofkammer des Hauses Württemberg sowie der Stadt Ludwigsburg. Der Pachtvertrag lief nach 50 Jahren aus. Er wurde 2022 vorläufig für zwei Jahre bis Ende 2024 verlängert um genügend Zeit zu haben, alle Einzelheiten zu klären. Die Stadt möchte kein Teil mehr des Pachtvertrages sein, auch wenn ihr nach eigener Aussage der Verein mit seinen Aktivitäten und Veranstaltungen sehr am Herzen liege. Der zukünftige Pachtvertrag soll also zwischen der Hofkammer und dem Verein direkt geschlossen werden. „Es ist wohl klar, dass die Hofkammer lieber einen Vertrag mit der Stadt schließen würde, als mit einem Reitverein, der vielleicht in ein paar Jahren nicht mehr gut funktioniert.“ äußert der Vorstand seine Bedenken. Natürlich sei auch hier die ungewisse Zukunft des Reitsports ein Thema. Die Stadt hatte sich an der bisherigen Pacht auch finanziell beteiligt, inwiefern das zukünftig passieren wird, ist ebenfalls noch nicht gesichert.
Fakt ist, die Pacht hatte sich bereits jetzt um 40 Prozent erhöht. Eine weitere Erhöhung wurde nach Aussage des Vereinsvorstandes in Aussicht gestellt. „In der Anlage steckt viel Herzblut, Arbeit und natürlich auch Geld. Alle Investitionen auf dem Gelände hat der Reitverein getätigt. Die beiden Reithallen, die Außenplätze, die Koppeln, usw. Außerdem pflegen wir auch das Gelände, wir mähen die Wiesen oder streichen die Zäune.“ ärgert sich Dr. Werner Hildenbrand. Verschiedene Szenarien sind nun denkbar, etwa dass keine Einigung stattfindet und der Verein das Gelände Ende 2024 verlassen muss oder aber auch, dass der Verein zwar bleiben darf, die Pacht aber nur kaum bzw. gar nicht stemmen kann. Ein Zustand, der bereits erste Einsteller verunsichert hat. Gerüchte in der Szene hatten gemunkelt, dass im Verein einige Boxen leer stünden, genau aus diesem Grund.
„Es stimmt. Aktuell stehen neun Boxen leer. Rund die Hälfte davon waren Einsteller, die sich vorsorglich nach einem anderen Stall umgesehen haben. Dieser Zustand ist nicht schön, aber auch keine Katastrophe“ erklärt Dr. Werner Hildenbrand. 60 Boxen werden aktuell vermietet zu einem durchschnittlichen Preis von 600 Euro/Monat, je nach Größe und Serviceangebot. Acht Schulpferde verdienen im Reitverein ihr tägliches Brot. Der Schulbetrieb sei sehr gut ausgelastet. Es sei schwierig, neue Einsteller für die Boxen zu finden. „Pferdebesitzer wollen langfristig planen, wo sie ihr Pferd unterbringen. Genau deshalb muss jetzt auch dringend eine Entscheidung her.“ unterstreicht Dr. Hildenbrand. Pferdewirtschaftsmeisterin und Betriebsleiterin Sabine Klenk ergänzt: „Ich habe Kundenanfragen, die ihr Pferd gerne in meine Ausbildung geben würden, doch die aktuelle Unsicherheit schreckt viele ab.“ Natürlich würde der aktuelle Zustand auch zukünftige Investitionen verzögern. Im Verein habe man mit einer Führmaschine oder einer Bewässerungsanlage für den Springplatz geliebäugelt. Pläne, die erst einmal auf Eis gelegt wurden. Ein Umziehen des Vereins kommt für alle Beteiligten übrigens nicht in Frage. „Eins steht fest, wenn der Reitverein Ludwigsburg hier nicht bleiben kann, dann wird es den Verein nicht mehr geben. So eine Anlage finden wir nicht noch einmal.“ stellt Vorstand Dr. Werner Hildenbrand klar.
Internationales Ludwigsburger Dressurfestival wieder in Planung?

zwischen dem Veranstalter Horses & Dreams und der Hofkammer Württemberg, abgesagt wurde, soll 2024 wieder stattfinden. Man versuche an dieser Stelle die beteiligten Parteien frühzeitiger an einen Tisch zu holen, um alle Unklarheiten schnellstmöglich zu klären. Streitgegenstand im letzten Jahr waren u.a. das Einebnen des etwa 20cm-großen Gefälles im Viereck oder die Vor- und Nachbereitung des Rasens bzw. die damit verbundenen Kosten. Den Unmut der Hofkammer und der Stadt kann der Verein übrigens in großen Teilen nachvollziehen. Noch heute sieht man, wo das Viereck letzten Herbst seinen Platz hatte, das Gras ist nicht richtig nachgewachsen und lange Zeit waren Rückstände des Reitbodens auf der Grünfläche verblieben. „Auch hier wäre es natürlich wichtig zu wissen, wie es mit dem Verein weitergeht. Schließlich haben wir die Manpower für die Veranstaltung gestellt.“ so Hildenbrand. Nicht zu unterschätzen ist sicherlich auch die Tatsache, dass sich im September 2024 dann zwei große Turniere auf internationalem Niveau treffen würden. Das CHI Donaueschingen mit Dressurprüfungen bis zur Klasse CDI4* sowie laufenden Gesprächen zum Nürnberger Burg-Pokal, Louisdor Preis und Piaff Förderpreis, ist im Kalender der FEI bereits fest für 12. – 15. September 2024 vorgemerkt. Ein Termin in Ludwigsburg ist bei der FEI noch nicht vermerkt. Man hatte den 26. – 29. September 2024 ins Auge gefasst.
Neben den fortlaufenden Verhandlungen zum Pachtverhältnis konzentriert sich der Reit- und Fahrverein Ludwigsburg nun aber erst einmal vorrangig auf die Veranstaltungen im Oktober. Am 3. Oktober findet ein WBO-Hallenturnier auf der Anlage statt. Am 7.-8. Oktober findet ein Dressurlehrgang mit Sabine Klenk statt. Am 12. Oktober erwartet der Verein besonderen Besuch. Im Rahmen der FENDTastic Vereinschallenge in Kooperation mit der FN hat der Verein einen Trainingstag mit Dressurreiter Benjamin Werndl gewonnen. Am 21. Oktober lädt der Reit- und Fahrverein zu einem besuchsoffenen Nachmittag von 14- 18 Uhr. (akb)