Aldinger mir Rückenwind zum Nationenpreis


Die Kleinste war wieder die Größte: Marie-Luise, wieselflinke und nur 1.57 Meter große Oldenburger Stute, und Sönke Aldinger haben am Samstag das erste Zwei-Sterne S-Springen der „Winterlingen Winners“ gewonnen – das Gespann war wieder einmal unschlagbar.
Damit reist der Jungprofi vom Reitsportzentrum Boll mit Rückenwind von der Schwäbischen Alb in zwei Wochen in die slowakische Hauptstadt Bratislava, wo ein großes Fußballstadion zum Reitstadion umgebaut worden ist. Bundestrainer Markus Döring hat sieben Paare auf einer Longlist nominiert, Aldinger hat gute Chancen, ins vierköpfige Team aufgenommen zu werden. Allerdings würde er dann den neunjährigen Zangersheide-Wallach Cappuccino vorziehen, der im Parcours von Winterlingen ebenso eine starke Runde zeigte. Erst ein Abwurf am letzten Hindernis im Normalparcours verhinderte den Einzug ins Stechen und Aldingers Chance auf einen Doppelsieg. Bratislava gehört zur EEF-Nationenpreisserie wie auch der Mannheimer Maimarkt.
Es wäre Aldingers erster Nationenpreis-Start für Deutschland. Im vergangenen Jahr war er als Ersatzmann in Ebreichsdorf/AUT dabei. „Cappuccino ist ein richtiges Grand Prix-Pferd“, findet Aldinger. „Er hat sich unheimlich gut entwickelt, das macht richtig Spaß“, beschreibt er.
Aldingers Freund und Geschäftspartner Florian Dolinschek hat den Chellsini Z-Sohn als junges Pferd entdeckt und in den Sport gebracht; dann hat der Jungprofi den Wallach weitergefördert. Schon neulich auf dem Mannheimer Maimarkt hat das Pferd in der Fachwelt für Aufsehen gesorgt.
Punktlandung der Parcourschefs
Aldinger wird daher – besonnenerweise – auch nicht im Großen Preis von Winterlingen am Pfingstmontag antreten, um sich bereits auf den Auslandsstart zu fokussieren.
In Winterlingen gelang dem Parcourschef-Duo Phil Schmauder und Gregory Wiegand wieder einmal eine Punktlandung, als zwölf der 48 Starter das Stechen erreichten. Dies war voller Ecken, Kanten und enger Wendungen. Das kam Marie-Luise, Aldingers „Springkatze“, entgegen. Als erster Starter legte er schon eine uneinholbare Zeit vor; schon die erste Wendung auf eine Triplebarre dürfte entscheidend gewesen sein. Tim Hoster, Perfektionist im Sattel, kam auf dem wieder einmal überragend springenden Holsteiner Fuchs Claus am nächsten dran. Der Bayer Maximilian Schmid kam mit der quirligen holländischen Stute Hetty Emaire auf Rang drei, beste Amazone wurde Hannah Schleef vom Stall Deuerer mit Perry, beste Amateurin im hochklassigen Feld die Meißenheimer Rechtsanwältin Franziska Ritter mit Chilli Chianti.
Schönes Reiten zeigte Eva Lühr auf dem bunten Trakehnerhengst Tecumseh, der im Haupt- und Landgestüt Marbach deckt. Der langbeinige Zehnjährige fliegt mit großem Vermögen und einer auffälligen Eleganz über die Sprünge.
Ferdinand Talmon jetzt als Amateur
Die „Winterlingen Winners“ bauen über die Pfingsttage ihre Stellung als führendes Frühjahrsturnier des Landes aus. Auf der Reitanlage der Familie Witzemann im Zollernalbkreis sind weitere überdachte Tribünen entstanden, der Wirtschaftsbetrieb wurde aufgewertet und ausgebaut. Jeden Abend steht ein zur Partystimmung passendes Springen auf dem Programm: Am Samstag war es ein kurzweiliges Speed-Derby, stark moderiert von Wolfgang Kohne. Michael Herhalt legte hier mit der Schimmel-Stute Bella Donna die schnellste Runde hin, Hausherr Andy Witzemann musste sich auf Reiner Gimmels Quintessenz knapp geschlagen geben. Sönke Aldinger belegte hier auf Wolfgang Zipperles achtjährigem gekörten Holsteiner Hengst Crocket WZ (Connor/Contendro) Rang drei – noch ein Ausnahmepferd!
Das U-25-S-Springen vom Samstag gewann der frühere Junioren-Kaderreiter Ferdinand Talmon auf der Württemberger Stute Creme de la Creme aus der Zucht von Alois Berkmann. Talmon, der schon Bereiter bei Andy Witzemann und Patrick Kühn war, reitet mittlerweile allerdings im Amateurstatus und studiert Wirtschaftsingenieurwesen. Von ihm wird man sicherlich in nächster Zeit noch viel hören.
Bei den „Winterlingen Winners“ stehen bis Montagabend noch sechs weitere S-Springen auf dem Programm. (rok/Fotos: Roger Müller)